Die Reise - August 2003

Die Reise – August 2003

Erfahrungen eines Asylbewerbers in Deutschland


Thomas Mazimpaka: »Ein Tutsi in Deutschland – Das Schicksal eines Flüchtlings«

Am Mittwoch, den 13. 08. 2003 am späten Nachmittag, fahren wir zum DED, um dort Thomas Mazimpaka zu treffen, der ein Buch über seine Erfahrungen als Asylbewerber in Deutschland geschrieben hat.

Thomas empfängt uns sehr freundlich. Wir stellen uns gegenseitig vor. Nach einer kurzen Zusammenfassung des Buches, liest Thomas die letzten Seiten seines Werks vor. Wir erhalten einen Eindruck vom Inhalt und der Art, wie es geschrieben ist. Wir sind alle sehr still und hören zu. Danach brauchen wir ungefähr eine Minute, um uns wieder zu fangen. Wir stellen einige Fragen zum Buch und wie er dazu gekommen ist, es zu schreiben. Wir fragen, ob und von wem er dafür Hilfe bekommen hat und vor allem über sein Leben als Asylbewerber in Deutschland, wie das Leben in einem Asylbewerberheim ist, ob man sich dort gegenseitig hilft oder ob eher eine feindselige Stimmung herrscht und über seine Gefühle den Deutschen gegenüber.

Thomas ist uns gegenüber sehr aufgeschlossen. Die Idee, das Buch zu schreiben, stammt allein von ihm. Es musste nicht übersetzt werden, da er es direkt in Deutsch geschrieben hat. Zum Teil hat er die Sprache in Deutschkursen gelernt, zum Teil hat er sie sich selbst beigebracht. Uns hat beeindruckt, dass er schon mit der Arbeit am Buch begann, als er gerade anfing, Deutsch zu lernen.

Das Leben in den Asylbewerberheimen war nicht immer einfach, weil die Leute auch gegeneinander kämpfen und sich sehr wenig helfen. Da sein Bruder schon in Deutschland lebte, kam auch Thomas nach Deutschland. Nachdem er einige Zeit in West-Deutschland verbracht hatte, wurde ihm ein Platz in einem Asylbewerberheim in Ost-Deutschland zugewiesen. Zwölf Jahre lang versuchte er, in Deutschland Asyl zu bekommen, doch die gerichtlichen Verhandlungen haben sich so in die Länge gezogen, dass der Krieg in Rwanda mittlerweile vorbei war und er von sich aus entschied, nach Rwanda zurückzukehren.

Sicherlich wäre es in dieser Zeit einfacher für ihn gewesen, einen Antrag in Belgien zu stellen, doch für ihn kam kein anderes Land in Frage. Die Lösung, zu der manche Asylbewerber greifen, nämlich eine deutsche Frau zu heiraten, um in Deutschland bleiben zu können, kam für ihn nicht in Frage. Auf jeden Fall ist er einige Jahre nach dem Krieg nach Rwanda zurückgekehrt und hat versucht, dort wieder Fuß zu fassen. Mittlerweile hat er sich gut in Rwanda eingelebt, hat geheiratet und arbeitet beim DED in Kigali, wo seine Kenntnisse der deutschen Sprache von Vorteil sind. Trotz seiner schlechten Erfahrungen hat Thomas keine negative Meinung von den Deutschen.

siehe Rezension



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